De teksten van liederen zijn soms lastig te volgen. We hebben er daarom een paar uitgeschreven. Op de avond zelf, 23 februari, kan je dan wellicht extra genieten en je inleven in de zang van Johannette Zomer.
Abschied (Johann Wolfgang von Goethe)
Zu lieblich ist’s, ein Wort zu brechen,
Zu schwer die wohlerkannte Pflicht,
Und leider kann man nichts versprechen,
Was unserm Herzen wiederspricht.
Du übst die alten Zauberlieder,
Du lockst ihn, der kaum ruhig war,
Zum Schaukelkahn der süßen Torheit wieder,
Erneust, verdoppelt die Gefahr.
Was suchst du mir dich zu verstecken!
Sey offen, flieh nicht meinen Blick!
Früh oder spät müßt’ ich’s entdecken,
Und hier hast du dein Wort zurück.
Was ich gesollt, hab’ ich vollendet;
Durch mich sey dir von nun an nichts verwehrt;
Verzeih dem Freund, der sich nun von dir wendet,
Und still in sich zurücke kehrt.
Lied aus der Ferne (Friedrich Matthisson)
Wann, in des Abends letztem Scheine,
Dir eine lächelnde Gestalt,
Am Rasensitz im Eichenhaine,
Mit Wink und Gruß vorüberwallt:
Das ist des Freundes treurer Geist,
Der Freud’ und Frieden dir verheißt.
Wann in des Mondes Dämmerlichte
Sich deiner Liebe Traum verschönt,
Durch Cytisus und Weymutsfichte
Melodisches Gesäusel tönt,
Und Ahndung dir den Busen hebt:
Das ist mein Geist der dich umschwebt.
Fühlst du, beim seligen Verlieren
In des Vergangnen Zauberland,
Ein lindes, geistiges Berühren,
Wie Zephyrs Kuß, an Lipp’ und Hand,
Und wankt der Kerze flatternd Licht:
Das ist mein Geist, o zweifle nicht!
Hörst du, beim Silberglanz der Sterne,
Leis’ im verschwiegnen Kämmerlein,
Gleich Aeolsharfen aus der Ferne,
Das Bundeswort: Auf ewig dein!
Dann schlummre sanft; es ist mein Geist,
Der Freud’ und Frieden dir verheißt.
Abschied (Anoniem)
Lebe wohl, o mütterliche Erde;
Birg mich bald in deinem kühlen Schooss,
Daß dies Auge wieder trocken werde,
Dem der Tränen manche hier entfloß.
Was ich suchte, hab’ ich nicht gefunden,
Freuden sucht’ ich, Leiden gabst du mir;
Meiner Jugend schönste Rosenstunden,
Unter Tränen sind sie mir verschwunden.
O wie träumt ich’s Leben mir so schön!
Laß mich Vater, laß mich schlafen gehn!
Viel der Blumen sah ich dir entspriessen,
Schöne Erde, doch für mich nur nicht.
Meine Tränen sollten sie begiessen;
Aber pflücken durfte ich sie nicht;
Mancher tanzte froh dahin durchs Leben,
Schwelgte in der Freude Überfluß.
Ach vergebens war mein rastlos Streben!
Freude durfte mir die Welt nicht geben.
O wie träumt ich’s Leben mir so schön!
Laß mich Vater, laß mich schlafen gehn!
Lebe wohl, o mütterliche Erde,
Doch vergönne, daß in deinem Schooss,
Bald mein Herz, nach Kummer und Beschwerde,
Ruhe finde unter kühlem Moos.
Einst wird mir ein schönrer Morgen tagen!
Dem der droben übern Sternen wohnt,
Will ich Alles, jetzt darf ich’s nicht wagen,
Meine Leiden, meinen Kummer klagen.
O wie träumt ich’s Leben mir so schön!
Laß mich Vater, laß mich schlafen gehn!
Lied (August Ernst, Freiherr von Steigentesch)
Wir gingen beide Hand in Hand,
Ihr Auge sprach, was ich empfand,
Es kämpft auf ihren Wangen
Verwirrung und Verlangen.
Gott Amor folgte Schritt vor Schritt,
Sie seufzte still, ich seufzte mit,
Und Nachtigallen sangen.
Jetzt suchte sie zum Busenstrauß
Vergissmeinnicht und Veilchen aus,
Ich bückte mich, und drückte
Die Hand, die Blumen pflückte.
Sie zog die Hand beschämt an sich,
Errötend fragt’ ich: Liebst du mich?
Sie schwieg, ward rot, und nickte.
Ständchen (Christoph August Tiedge)
Alles ruht. Wie abgeschieden,
Abgelöst ist jedes Joch;
Selbst der Gram entschlief in Frieden;
Meine Liebe, wachst du noch?
Höre meinen letzten Laut,
Der sich nur der Nacht vertraut.
Töne leiser, dunkle Grille,
Dort in deinem Gartenhain!
Um ihr Fenster weht die Stille,
Ruhig ist ihr Kämmerlein.
Störe du, mein Lautenton,
Ida nicht! sie schlummert schon.
Um die nahe Kirchhofsmauer
Wandeln, wie die Sage spricht,
Nächtlich düstre Geisterschauer;
Doch die Liebe fürchtet nicht.
Auch beseelt der Raum mit Muth,
Wo die sanfte Unschuld ruht.
Stummer wird’s und immer stummer.
Lüftchen, wecke sie nicht auf,
Bringest du zu ihrem Schlummer
Meines Liedes Ton hinauf!
Er verwandle dann vor ihr
Sich in einen Traum von mir!
An das Schicksal (Christian Ludwig Reissig)
Höre Schicksal, was ich heische,
Höre mich zum letzten Mahl!
Führ mich aus dem Weltgeräusche
In ein stilles Friedenstal.
Hier gieb mir ein Hüttchen endlich,
Wo mich nichts mehr traurig macht,
Wo ein Gärtchen, still und ländlich,
Meinem Blick’ entgegen lacht.
Wo in Ruh’, mit einem Liebchen,
Mir der Traum des Lebens flieht,
Wo ein Mädchen und ein Bübchen
Hoffnungsvoll dem Vater blüht.
Ach, des Weltgeräusches müde,
Such’ ich lange schon die Ruh’:
Schicksal, für mich bald, voll Güte,
Einem solchen Hüttchen zu!
Heidenröslein (J.W. von Goethe)
Sah ein Knab’ ein Röslein steh’n,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell, es nah zu seh’n,
Sah’s mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Knabe sprach: “Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden.”
Röslein sprach: “Ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will’s nicht leiden.”
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Und der wilde Knabe brach
’s Röslein auf der Heiden.
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt’ es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Lob der Tränen (August Wilhelm Schlegel)
Laue Lüfte,
Blumendüfte,
Alle Lenz- und Jugendlust;
Frischer Lippen
Küsse nippen,
Sanft gewiegt an zarter Brust;
Dann der Trauben
Nektar rauben,
Reihentanz und Spiel und Scherz:
Was die Sinnen
Nur gewinnen:
Ach, erfüllt es je das Herz?
Wenn die feuchten
Augen leuchten
Von der Wehmut lindem Tau,
Dann entsiegelt,
Drin gespiegelt,
Sich dem Blick die Himmelsau.
Wie erquicklich
Augenblicklich
Löscht es jede wilde Glut!
Wie vom Regen
Blumen pflegen,
Hebet sich der matte Mut.
Hänflings Liebeswerbung (Johann Friedrich Kind)
Ahidi1! ich liebe.
Mild lächelt die Sonne,
Mild wehen die Weste,
Sanft rieselt die Quelle,
Süß duften die Blumen.
Ich liebe, Ahidi!
Ahidi! ich liebe.
Dich lieb’ ich, du Sanfte
Mit seidnem Gefieder,
Mit strahlenden Äuglein,
Dich, Schönste der Schwestern!
Ich liebe, Ahidi!
Ahidi! ich liebe.
O sieh, wie die Blumen
Sich liebevoll grüßen,
Sich liebevoll nicken!
O liebe mich wieder!
Ich liebe, Ahidi!
Ahidi! ich liebe.
O sieh, wie der Epheu
Mit liebenden Armen
Die Eiche umschlinget.
O liebe mich wieder!
Ich liebe, Ahidi!
Der Tod und das Mädchen (Matthias Claudius)
Das Mädchen:
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht zu strafen:
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen.
Wiegenlied (Matthias Claudius (?))
Schlafe, schlafe, holder, süßer Knabe,
leise wiegt dich deiner Mutter Hand;
sanfte Ruhe, milde Labe
bringt dir schwebend dieses Wiegenband.
Schlafe, schlafe in dem süßen Grabe,
noch beschützt dich deiner Mutter Arm;
alle Wünsche, alle Habe
faßt sie liebend, alle liebewarm.
Schlafe, schlafe in der Flaumen Schooße,
noch umtönt dich lauter Liebeston;
eine Lilie, eine Rose,
nach dem Schlafe werd’ sie dir zum Lohn.
Ständchen (Ludwig Rellstab)Leise flehen meine Lieder
Durch die Nacht zu dir;
In den stillen Hain hernieder,
Liebchen, komm zu mir!
Flüsternd schlanke Wipfel rauschen
In des Mondes Licht;
Des Verräters feindlich Lauschen
Fürchte, Holde, nicht.
Hörst die Nachtigallen schlagen?
Ach! sie flehen dich,
Mit der Töne süßen Klagen
Flehen sie für mich.
Sie verstehn des Busens Sehnen,
Kennen Liebesschmerz,
Rühren mit den Silbertönen
Jedes weiche Herz.
Laß auch dir die Brust bewegen,
Liebchen, höre mich!
Bebend harr’ ich dir entgegen!
Komm, beglücke mich!
Liebes Schwärmerei (Cäcilie von Werthern)
Wär ich ein
Vögelein,
flög’ ich zu ihm!
Flög’ durch die bläulichen Lüfte,
fort über Meere und Klüfte,
flöge ohn’ Rast, ohne Ende,
bis den Geliebten ich fände,
und ihn ereilte mein Blick.
Doch ach! Ich bin kein
Vögelein,
muß bleiben, wo ich bin!
Könntet ihr
Wolken mir
Bothen doch seyn!
Sollt’t ihr vom Winde getrieben
Kunde mir bringen vom Lieben,
sollt’t ihr auf eilenden Schwingen
ihm meine Klagen zubringen,
künden den nagenden Schmerz.
Doch ach! Ihr könnt kein
Bothe seyn,
vergebens war mein Wunsch!
Flößest Du
Meer ihm zu,
Grünliche Fluth,
Würd’ in die wogenden Wellen,
Wenn sie vom Winde hoch schwellen,
Schäumend den Felsen umschließen,
Schneller und schneller stets fließen,
Kühn ich mich stürzen hinein!
Doch ach! Es strömst Du
Ihm nicht zu,
Denn fern vom Meer weilt er.
Mignons Lied (Johann Wolfgang von Goethe)
Kennst du das Land? wo die Citronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man Dir, du armes Kind, gethan?
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maulthier sucht im Nebel seinen Weg;
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du [ihn]1 wohl?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!